Foto Edgar Einemann Prof. Dr. Edgar Einemann

1981 und 1986:
Juso-Delegationen in Budapest

In Budapest (1981) ging es um die Frage von Plan- und Marktwirtschaft. Die Kommission zur Vorbereitung des wirtschafts- und sozialpolitischen Grundsatzprogramms der Jusos war zerstritten. Die Stamokap-Fraktion bei den Jusos war für die Einführung einer zentralistischen Planwirtschaft nach osteuropäischem Muster, die anderen Jusos für einen großen öffentlichen Sektor und eine flexible Rahmenplanung unter Beibehaltung marktwirtschaftlicher Elemente. Die Frage wurde in Ungarn geklärt: die ungarische Kommunistische Jugend, unterstützt von Experten aus der Partei und von kompetenten Ökonomen, hat eindrucksvoll das Nicht-Funktionieren der zentralen Planwirtschaft erläutert und auf die ungarischen Experimente mit marktwirtschaftlichen Elementen hingewiesen. Auf dem Juso-Bundeskongress in Lahnstein wurde dann 1981 ein sehr exponiertes sozialistisches Programm beschlossen, das sich angesichts der negativen Erfahrungen in den osteuropäischen Ländern für eine Rahmenplanung bei gleichzeitiger Demokratisierung, Dezentralisierung und den Fortbestand eines privaten Sektors aussprach.

Beim Besuch in Budapest 1986 ging es auch um die Frage von Plan- und Marktwirtschaft sowie um die Zukunft der Weltwirtschaft. Ungarische Experten aus dem Institut für Weltwirtschaft überraschten die Jusos (beim Bier, nicht offiziell) mit der Feststellung, dass der Wohlstands- und Sozialstaat in Deutschland  keine Zukunft hätte, weil er gegenüber Ländern mit niedrigeren Löhnen und Sozialstandards (wie zum Beispiel Ungarn) nicht konkurrenzfähig sei. Im Übrigen bekundeten einige ungarische Gesprächspartner starkes Interesse an in Ungarn schwer zu bekommender betriebswirtschaftlicher Literatur - sie wollten auf die absehbaren Veränderungen in ihrem Land vorbereitet sein.